Harzer Hexenstieg: Tag 4 – Torfhaus über Brocken nach Drei-Annen-Hohne
22 km in ca. 6 Stunden.
Tropf, tropf, tropf – das stetige Geräusch weckte uns heute Morgen im Hotel in Braunlage. Wir werden wohl keine großen Fans dieser Ortschaft werden – das Hotel liegt direkt an der Hauptstraße, die Häuser bräuchten alle mal eine Generalüberholung und als wir schließlich an der Bushaltestelle in Braunlage auf den Bus warteten, der uns wieder hoch nach Torfhaus bringen sollte, tat der Regen sein Übriges, um uns keine Lust mehr auf Braunlage zu machen.
Um nicht alles schlecht zu reden – das Frühstück im Hotel war lecker und auch unser Lunchpaket hochwertig und reichhaltig.
Im Bus ging es dieses Mal zum Glück ruhiger zu. Noch einmal sahen wir die kilometerweiten toten Waldlandschaften und kämpften mit unseren Gefühlen. Die Stimmung war ein bisschen auf dem Boden, da wir uns auf eine weitere matschige und regennasse Wanderung einstellten und uns einfach die Lust verging.
In Torfhaus fanden wir schnell den Einstieg und hatten auch gleich unser nächstes Ziel vor Augen – 8 km sollten es bis auf den Brocken sein. Und los!
Unser Weg führte uns Wald-Wandel-Weg vorbei zum Luchsdenkmal. Im Jahr 2000 konnten erfolgreich Luchse im Harz angesiedelt werden. Also war es höchste Zeit für einen kleinen Hexenschnappschuss.
Ab hier ging es sehr lang auf einem breiten Wanderweg in Richtung Brocken. Hier schöpften wir dann auch ein bisschen Hoffnung, weil wir auf den Infotafeln lesen konnten, dass man der Natur ihren Lauf lässt und man davon ausgeht, dass durch das Totholz neues Leben enstehen kann, sich ein Strukturwandel im Wald vollzieht und der damit wachsende „Urwald“ besser für die ganze Vegetation ist. Das bestätigte auch unsere Vermutung vom Vortag, denn wir hatten ja bereits kleine Laubbäume zwischen den abgestorbenen Nadelbäumen entdecken können.
Je näher wir dem Brocken kamen, umso mehr Menschen kreuzten unseren Weg. Wir haben ja prinzipiell nichts gegen andere Wanderer, aber hier ging es einfach zu wie auf der Autobahn. Wir lieben die Ruhe der Natur und das Entdecken jeder wundervollen Ecke und zwar Schritt für Schritt.
Deshalb haben wir uns beeilt, nach oben zu kommen, um ein kleines Erledigt-Häkchen an den Brocken machen zu können. Wie schön, dass unsere Bemühungen mit einem wundervollen Regenbogen belohnt wurden.
Der Brocken erinnerte uns an den Fichtelber – stürmisches Wetter, ein fantastischer Ausblick und ein Touristenmagnet. Deshalb posierten wir schnell für unser Hexenfoto und düsten im Sauseschritt wieder bergab.
Zu unserem Bedauern ging es über 5 km auf einer Asphaltstraße bergab. Wir hatten Hunger und brauchten dringend eine Pause, aber so mitten auf der Straße. Also Zähne zusammenbeißen und weiter. Zum Glück gab es fast am Ende der Straße eine schöne Rastecke und da hob sich unsere Laune immens. „Du bist nicht Du, wenn Du hungrig bist“, heißt es so schön. Das galt wohl auch für das Wetter, denn nach unserer Pause zog endlich der Himmel auf und wir sahen etwas von dem schönen, bunten, herbstlichen Harz.
Nach wenigen hundert Metern verließen wir dann auch endlich die Asphaltstraße und betraten wieder die Mondlandschaften, die wir bereits gestern in Torfhaus zu Gesicht bekamen. Das Silber, Grau und Weiß hat auch seinen Reiz.
Nun ging es frischen Schrittes bergab und die Vegetation veränderte sich viertelstündlich. Waren es am Anfang noch die grauen Totholzwälder, die unseren Weg säumten, wanderten wir bald durch (noch nicht befallene) grüne Nadelholzgebiete und später dann durch den wunderschönen, bunten Laubwald, der mehr nach unserem Geschmack war.
Einen kleinen Zwischenstopp legten wir noch am Trudenstein ein, um wenigstens einmal ein Panoramafoto im Sonnenschein zu bekommen.
Hier konnten wir auch endlich mal unsere neuen Pullis vorführen, die uns die All-in-one Werbung in Bernsbach noch ganz schnell vor Reiseantritt hergestellt hat.
Nun waren es noch ca. 3 km bis Drei-Annen-Hohne, die wir im Sonnenschein wandern durften. Von dort ging es dann mit dem Wandertaxi zurück nach Osterode, Ausgangspunkt unserer Hexenstieg-Wanderung.
Da wir leider aus einem Corona-Risikogebiet kommen, dürfen wir den Rest des Hexenstieges nur machen, wenn wir keine Unterkunft benötigen. In Sachsen-Anhalt gilt Beherbergungsverbot. Deswegen werden wir morgen noch ein kleines Ründchen in der Nähe von Osterode drehen und uns dann wieder auf den Heimweg machen.